massieren und tanzen – Körper sein
April 15 @ 18:00 - April 20 @ 14:00
Ostertanztage mit GF
Unser Körper ist alles was wir haben und wir sollten ihn nicht unterschätzen, schreibt Elena Ferrante. Eine der wichtigsten Schriftstellerinnen unserer Zeit macht uns auf die Notwendigkeit des Hineinlegens von Leiblichkeit in die Kunst, auf das Aktivieren aller körperlichen Ressourcen aufmerksam, wenn Kunst funktionieren soll.
In dieser Körperlichkeit, von der Helena Ferrante da spricht liegt für mich das Bindeglied von Tanz und Massage. Über fünf Jahre habe ich als Tänzerin bei Gerda Boyesen einen völlig anderen Zugang zum Tanzen über das Massieren erfahren als ich ihn bis dahin kannte. Aus diesem tanzenden Dialog heraus entstand meine Beziehung zu den HKIT®: Tanzend betreten wir das reich verzweigte Netz unseres Körperseins und erinnern uns und unser Publikum an die „wild vitality“, an die ursprüngliche Lebendigkeit in uns, die sich über unseren Körper weit hinaus erstreckt in das Land auf dem wir leben, zu den Menschen, Tieren und Pflanzen mit denen wir dieses Land teilen.
Ausgehend von unserem Körper erfahren wir die Welt. Mit diesen Tanztagen lade ich euch ein mehr über euch selber zu erfahren, eure Wahrnehmungsfähigkeit, eure Beziehungsfähigkeit und eure Möglichkeiten zu Kommunizieren und in Verbindung zu gehen weiter zu entwickeln als Tänzerinnen, als Therapeutinnen der Frage es Kulturethnologen David Abrams ganz aktuell auf der Spur: how to live well in this land without distroying the lands wild vitality.
Sehe ich einer Tänzerin zu beim Tanzen, so ist das Erste, das mir entgegen kommt, mein eigener Körper. Mein Atem verändert sich durch die visuelle Wahrnehmung und mein kinästhetisches Raumempfinden führt mich in einen breiten Austausch von Muskelspannungen, Fasziengeschmeidigkeit und Knochenhalt, bis hin zum lebendigen Pulsieren und Fließen meiner verschiedenen Körperflüssigkeiten. Mein Körpergewebe geht in vielfältige Resonanz mit den Bewegungen der Tanzenden. Mein Körper reagiert. Er antwortet auf sinnliche Eindrücke von außen mit Bewegung von innen.
Diese Wahrnehmungsebenen zwischen Menschen öffnen ein gemeinsames Erfahrungsfeld, das wir besonders intensiv beim Massieren erleben können: schieben, drücken, stoßen, pressen oder tasten, lauschen, spüren, fließen, strömen, schmelzen. Wie kommuniziere ich körperlich mit meinem Gegenüber? Manipulativ oder offen für Begegnung, Zwischenräume, Unerwartetes, Unbekanntes? Kann da ein Tanz entstehen zwischen den Gegensätzen?
Massage und Tanz können uns kreative Spielräume in eine entwickelte Körperlichkeit öffnen. Hören, sehen, tasten, die sinnliche Wahrnehmung bestätigt uns und gleichzeitig kann es passieren, dass wir in eine andere Ordnung des Wahrnehmbaren hin geraten. Eine Ordnung, die die unserige kreuzt und doch nichts mit ihr zu tun hat. Wir stoßen auf einen Bereich des Wahrnehmbaren, der nicht für uns gedacht war. Vielleicht für Lerchen und Rebhühner, für Gräser, Blumen oder Tausendfüssler? Die Ordnung, die wir normalerweise dem Sichtbaren, Hörbaren, Spürbaren zu Grunde legen, ist nicht die einzige: Sie existiert nur neben anderen.
Massage bringt uns diesen Räumen zwischen den verschiedenen Ordnungen des Wahrnehmbaren nahe, der Tanz aber bringt Bewegung und Beziehung ins Spiel, die wilde, ursprüngliche Lebendigkeit, Vitalität erwartet uns in den Räumen dazwischen.
Zitiert aus
- Elena Ferrante, Frantumaglia S 263
- David Abrams, www.wildethics
- Gerda Boyesen, Über den Körper die Seele heilen
- John Berger, Gegen die Abwertung der Welt, Hanser S 7ff
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