Am Morgen des 10. Oktober erreicht mich die Nachricht, dass Meike Gooß, eine langjährige Tänzerin der HKIT, nach schwerer Krankheit gestorben ist. Ich bin sehr traurig. Erinnerungen tauchen auf. Ich denke an die vielen Tänze, die wir gemeinsam erlebt haben. Box Canyon in Ghost Ranch, New Mexico. Rote und gelbe Felsen, das Fließen des Wassers durch das Tal. Unser Tanz auf der Wiese, der heilige Berg Peternal im blauen Dunst der Ferne. Die Klänge der Rassel morgens auf der Hochfläche, das Gesicht der aufgehenden Sonne zugewandt. Zwischen uns die zartgelben Blüten von Prickley Pears. Der Rauch des Salbeis verweht.
Kurz nachdem mich die Nachricht erreicht hat, fahre ich nach Inzmühlen, es ist Sonntag, der letzte Tag des Ausbildungsblocks. Ich denke an Meike und nehme meine Rassel, das blaue Maismehl, den Salbei und die Muschel zum Räuchern mit. Wir stehen im Kreis auf der Wiese der Tanzheimat, hinten, wo der Wald beginnt. Die Sonne geht über den Bäumen auf, schräge Strahlen durch die Stämme. Rasseln. Klinge in Wahrheit, klinge in Schönheit.
Der Rauch des Salbeis zieht langsam in Richtung der aufsteigenden Sonne, macht ihre Strahlen sichtbar. Trägt meine Wünsche und Gedanken mit sich. Danke Meike für all das, was du uns geschenkt hast. Deine Herzenswärme, dein Lachen, deine Liebe zu den Kindern und die Weiterentwicklung der HKIT ins Spiel, Freiräume für Kinder innerhalb starrer Institutionen zu öffnen war deine Stärke. Mit den Indianern zum Helfertier hast du deinen Workshop anlässlich des Jubiläums 20 Jahre Tanzheimat genannt. Tanzen ist Spielen.
Wir werden dich vermissen. „Jamais nous ne nous manquerons“ sagt Hélène Cixous in ihrem Essay das Lachen der Medusa. Niemals werden wir uns verfehlen. Niemals werden wir aufhören zu tanzen, zu spielen. Niemals werden wir aufhören, uns im Tanz mit unserer Kraft zu verbinden.
Tanze in Wahrheit, Tanze in Schönheit.